Frauengesundheit – heute wichtiger denn je!

„Ich bin eine von 8,4 Millionen!“ - ist ein Slogan, den ich ab sofort gesellschaftsfähig machen möchte.

Es handelt sich dabei um die Anzahl von Frauen, die Mütter von minderjährigen Kindern sind und für die sich leider kein Mensch interessiert. Als Stützen unserer Gesellschaft werden aber wir gerne in Anspruch genommen, denn unser System besteht zu 70% aus Müttern mit Kindern. Das bedeutet 7 von 10 Müttern mit Kindern unter 18 Jahren gehen einer Tätigkeit nach, oftmals in unterbezahlter Teilzeit, was eine Armutsgefährdung für Frauen nach sich zieht.

Beruf, Haushalt und Familie unter einen Hut zu bekommen ist eine große Herausforderung. Es ist ein Tanz auf vielen Hochzeiten, denen wir gerecht werden wollen und irgendwie auch müssen. Einen hohen Frauenanteil finden wir in den pflegerischen und erzieherischen Berufen, die per se schon anstrengend genug sind, so dass kaum Zeit und Kraft für die eigenen Bedürfnisse übrig bleibt. Die Burnout-Quote bei Frauen liegt bei mittlerweile über 50 Prozent. Es ist eine hohe Zahl, die uns endlich wachrütteln sollte. Denn sie bleibt nicht frei von Konsequenzen. Wenn diese Frauen dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen, wird es eng! Unser System wird anfangen zu bröckeln und die großen Lücken werden kaum kurzfristig zu schließen sein.

Mittlerweile können wir davon ausgehen, dass unsere Lebenserwartung als Frau bei 84 Jahren liegt.

Es ist also eine lange Zeit, die wir auf dieser Erde verbringen. Eine Zeit, die wir gerne in Freude, Gesundheit und ohne große Sorgen verleben möchten. Die Realität ist aber leider eine andere. Frauen verausgaben sich sehr oft, über die eigene Gesundheit wird oft hinweg geschaut, und der Anfang allen Übels liegt oft in der Zeit nach der Geburt eines Kindes. Ich war erschrocken, als ich den Satz las: „Die beste Gesundheitsvorsorge für einen Mann ist seine eigene Frau“. Es spiegelt den Zustand wieder, den ich sehr oft beobachte. Frauen kümmern sich meist erst um andere, bevor sie sich um sich selbst kümmern. Ein Arzt oder Therapeut wird erst dann kontaktiert, wenn die Beschwerden nicht mehr haushaltbar sind. Frage ich eine Frau, wann sie das letzte Mal bei einer Vorsorgeuntersuchung war, liegt betretendes Schweigen in der Luft. Sie hat wieder an alle anderen gedacht, nur nicht an sich selbst.

Wir müssen also umdenken und zwar möglichst schnell. Ich wünsche mir mehr Fokus, der auf die Bedürfnisse von Frauen und Müttern ausgerichtet ist. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft erkennt, dass unsere Gesundheit das höchste Gut ist, an dem nicht gespart werden darf und für das Zeit bleiben muss. Insbesondere Zeit für Regeneration und Heilung, die eine Frau nach einer Geburt benötigt. Zudem wünsche ich mir mehr Respekt und Wertschätzung gegenüber einer Frau und Mutter.

Als Hebamme ist es für mich ein Klassiker zu beobachten, wie mit einer frischentbundenen Mutter umgegangen wird. Das, was in anderen Kulturen gang und gäbe ist, nämlich das Umsorgen und Pflegen der Frau nach der Geburt, wird bei uns nur ansatzweise, und leider oft ziemlich lieblos, versucht. Hier ein kleiner Ausschnitt eine Szene, der ich immer wieder begegne:

Die Frau hat frisch entbunden und der erste Besuch steht unangekündigt vor der Tür. Tanten, Onkel, Großmütter und so weiter rennen an der Mutter vorbei und widmen sich mit voller Aufmerksamkeit dem Neugeborenen. Nur selten wird die Mutter beachtet und noch viel seltener werden Fragen an diese direkt gerichtet, wie zum Beispiel: »Wie geht es Dir? Hast Du alles gut überstanden? Möchtest Du reden?« Das Interesse an uns, was in der Schwangerschaft noch sehr hoch war, ist innerhalb kürzester Zeit entschwunden. Unsere Fortpflanzungspflicht haben wir erfüllt und jetzt: »Bums! Aus! War was?« Dafür hat man aber eine hohe Erwartungshaltung an uns, denn wir haben ja wohl zu funktionieren. Und das bitte 24/7. Völlig egal, ob wir gesund oder krank sind.

Tatsächlich bin ich gelegentlich überrascht darüber, wie wenig Informationen und Wissen Frauen über die Funktionen ihres Körpers haben; dass Geburt und Wochenbett eine große Unbekannte sind, obwohl doch unser aller Existenz damit beginnt. Wenn ich Bücher aufschlage, die sich mit dem Thema Wochenbett beschäftigen, ist der Anteil, der die Mütter betrifft, verschwindend gering. Natürlich wird rudimentär über geschwollene Brüste, Geburtsverletzungen und den Babyblues geschrieben, aber: »That’s all!« Die größte Aufmerksamkeit bekommt in diesen Büchern meist der Säugling.

Und genau dieser Zustand muss sich ändern. Aber wie kann man in die Umsetzung kommen, denn natürlich müssen auch wir unseren Eigenanteil für einen gesunden Körper leisten. So ganz von alleine passieren nämlich oft keine Wunder.

Wenn ich Frauen dazu auffordere, ihre eigenen Bedürfnisse nicht immer zu ignorieren und doch bitte Zeit in sich zu investieren, wird mir häufig die Frage gestellt: „Wann soll ich das denn noch alles machen? Ich habe einfach keine Zeit!“

Ich sage: „Doch wir haben sie: die Zeit!“ Bevor wir anderen ein Herzchen in den sozialen Netzwerken schenken, schenken wir es uns ab sofort einfach mal selbst. Das heißt, wir „verdaddeln“ einfach nicht mehr so viel Zeit mit Dingen, die einfach nicht lebensentscheidend und wirklich wichtig sind.

Es dauert manchmal Jahre, bis sich eingeschliffene Verhaltensmuster verändern. Das heißt aber trotzdem: Wir können klein anfangen und werden durch Mini-Erfolgserlebnisse belohnt. Diese Fortschritte sind dann der weitere Motivator dafür, am Ball zu bleiben und die Me-Time mehr und mehr auszubauen. Hilfreich ist zunächst das Aufschreiben der wöchentlichen Verpflichtungen und Termine. Dazu kommen Hobbys oder Vorlieben und alle Menschen, die einen umgeben. Es wird alles untereinander aufgeschrieben und dazu Punkte vergeben. Zehn Punkte bedeuten »wichtig« und in absteigender Zahl »nicht so wichtig«. Verpflichtungen und Menschen mit niedriger Punktzahl bekommen jetzt mal eine Auszeit verordnet. Alles andere wird in einen Wochenkalender einsortiert. Ist vielleicht schon ein Zeitfenster erkennbar, was nicht verplant ist? Dann ist das jetzt das erste Fenster, das mit etwas gefüllt wird, was Freude bereitet und zum Durchatmen verhilft. In diesem Fenster werden Kinder leider keinen Platz haben, denn es geht hier nur um die Frau und Mutter und das hat nichts mit Egoismus zu tun! Es ist eine notwendige Maßnahme, um die eigene Gesundheit zu pflegen und zu erhalten.

Dazu möchte ich noch eine kleine Entspannungsübung mit auf den Weg geben. Ich bin mir bewusst, dass Entspannung auf Knopf- druck nicht funktioniert. Einfach mal den Schalter umlegen, während das vegetative Nervensystem auf Hochtouren läuft, ist fast unmöglich. Dennoch ist es einen Versuch wert, für sich einen Modus zur Regulation zu finden.

Bei der Muskelrelaxation nach Jacobson wird der gesamten Körper durchgeturnt, indem sich auf die Anspannung und das Auflockern von Muskelpartien konzentriert wird.

Bevor mit der Durchführung der Übungen begonnen wird, wird ein schönes Plätzchen ausgesucht, an dem man möglichst ungestört ist: das eigene Bett oder eine Yogamatte am Boden mit einer warmen, kuscheligen Decke sind ideal. Bequeme Kleidung und warme Socken dürfen auch nicht fehlen.

Im ersten Schritt macht man es sich auf seiner Unterlage gemütlich. Jede Übung wird dreimal hintereinander wiederholt. Während der Muskelanspannung kann innerlich ebenfalls bis drei gezählt werden, um dann die Muskulatur wieder zu entspannen. Jetzt geht es auch schon los:

- Du beginnst mit den Händen, die Du zu Fäusten ballst. Du zählst innerlich bis 3 und löst wieder. Du wiederholst das noch zweimal. Alles klar? Bestimmt!

- Du presst den Unterarm auf den Oberarm – zählst bis 3 und löst wieder ...

- Du ziehst die Schulterblätter zusammen – zählst bis 3 ...

- Du ziehst den Kopf auf die Brust ...

- Du ziehst den Kopf in den Nacken ...

- Du ziehst die Schulterblätter zu den Ohren ...

- Du drückst die Fersen in die Matte ...

- Du drückst die Unterschenkel in die Matte ...

- Du spannst die Oberschenkelmuskulatur an ...

- Du spannst die Pobacken an ...

- Du aktivierst Deinen Beckenboden ...

- Du spannst nun alles nacheinander an, hältst diese Spannung in allen Extremitäten, zählst innerlich bis 3 und löst wieder. Du spürst kurz nach und wiederholst den kompletten Durchgang noch zweimal, wenn Du noch Zeit hast. Ich wette mit Dir, dass Du Dich jetzt schon besser und wohlig warm fühlst. Wenn es geht, kannst Du so gleich einschlafen oder Du komplettierst dieses Ritual abschließend noch mit einem warmen Wannenbad, dem Du Magnesiumflocken aus dem Reformhaus oder der Apotheke hinzugibst. Bei 37°C kannst Du auf ein Wannenbad den Inhalt eines 500-Gramm-Beutels auflösen und Dich für 30 Minuten darin entspannen. Es ist herrlich, ich kann es jeder Mutter nur ans Herz legen, die einen steifen Nacken und schmerzenden Rücken hat.

Besonders wichtig ist auch das regelmäßige Essen, was Mütter häufig für sich vergessen. Kraftlosigkeit, Müdigkeit, nachlassende Leistungsfähigkeit und Unterzuckerung sind häufig die Folge. Bewährt hat sich eine Kraftbrühe, die sich in allen Lebenslagen, besonders bei Krankheit und nach Geburten bewährt hat:

Zutaten für 4–6 Portionen:

- 1 Suppenhuhn in Bioqualität (ca. 1200 g) - 2 Zwiebeln

- 3 Nelken - ein großes Bund Petersilie - 1 Stück Ingwer (2–3 cm)

- 2 Lorbeerblätter - Salz - Pfeffer aus der Mühle - 1 kleine Sellerieknolle - 3 Pastinaken - 1 Fenchelknolle - 5 Karotten - 1 Stange Lauch - etwas Schmalz oder Speiseöl zum Anbraten

Zubereitung:

1. Das Huhn in einem Suppentopf, knapp mit kaltem Wasser bedeckt, für ein paar Minuten zum Kochen bringen. Anschließend wieder aus dem Topf nehmen und das Wasser weggießen. Den Topf ausspülen und das Huhn mit kaltem Wasser gründlich abwaschen. Dadurch muss man die Proteine, die sich beim Kochen gelöst haben und als Schaum auf dem Wasser sichtbar werden, nicht mehr mühsam mit einer Kelle entfernen.

2. Das Huhn wieder in den Suppen- topf geben, mit 3 l Wasser über- gießen. Die Zwiebeln abziehen, eine der beiden Zwiebeln in grobe Stücke schneiden, die zweite mit den Nelken spicken. Die Petersilie waschen und trocken schütteln. Den Ingwer schälen und fein hacken. Ein Drittel der Petersilie zur Seite legen, den übrigen Teil zusammen mit der gespickten Zwiebel, dem Ingwer, dem Lorbeer und etwas Salz und Pfeffer zum Huhn geben und alles 1 1⁄2 Stunden bei mittlerer Hitze kochen lassen.

3. In der Zwischenzeit das Gemüse waschen, putzen und klein schneiden. In einer Pfanne etwas Schmalz oder Öl erhitzen und das Gemüse zusammen mit den Zwiebelstücken anbraten. Nach den circa 1 1⁄2 Stunden Garzeit zum Huhn hinzufügen und bei mittlerer Hitze weitere 2 1⁄2 bis 3 Stunden kochen.

4. Dann erfolgt das Abseihen der Brühe und Zerkleinern des Huhns, das wieder in der Brühe landet. Nochmals mit Salz und Pfeffer nach Belieben abschmecken. Restliche Petersilie fein hacken und mit der Suppe servieren. Mit vorgekochtem Vollkornreis kann die Suppe ergänzt werden.

Tipp: Wer mag, kann noch etwas Arnikawurzel und ein Stück Kurkuma in den Topf plumpsen lassen. Bei der vegetarischen Variante wird das Huhn weggelassen und durch weiteres Gemüse nach Belieben ersetzt.

Willst Du mehr zum Thema Frauengesundheit nach Schwangerschaften und Geburten wissen, und brauchst Du vielleicht noch mehr Anregungen für Dich und Deinen Alltag? Ich habe viele Anregungen zum Thema Sport, Beckenbodengymnastik, Sexualität, Geschwister u.v.m., was Dir bestimmt weiterhelfen kann. „Königin im Wochenbett“ ist ein Buch für alle Frauen, die ihren Körper mehr verstehen und sich besser um sich kümmern möchten. Für ein langes Frauenleben!

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